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Rommelboozen-Umzüge (bis 2006)

Der Brauch und seine Geschichte

RommelnMit "Rommel" ist im Haustadter Tal wie praktisch im gesamten mosel- und rheinfränkisch ("Rummel") sprechenden Saarland die Runkelrübe (Beta vulgaris) gemeint. Sie ist eine Pflanzenart aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Die Art wird in vielen Kultursorten kultiviert. Diese gehen zurück auf die Wildrübe (Beta vulgaris maritima).

Die Runkelrübe hat eine dicke, fleischige, mehr oder weniger aus dem Boden hervorstehende Wurzel und wird zur Zuckerfabrikation, als Viehfutter und in einer besondern Form als Salatrunkel kultiviert. In unserer Region diente sie vor allem als Viehfutter.

In diese Rüben wurden früher zur Erntezeit gruselige Fratzengesichter geschnitten, die "Rommel" selber wurde dann ausgehöhlt. Dieser "Rommelbòòzen", in den eine Kerze gestellt wurde, kam auf die Fensterbank und sollte so böse Geister abschrecken. Rommelbòòzen wurden mancherorts aber auch im Zusammenhang mit dem Martinstag verwendet.

Seit den 90er Jahren wurde in manchen Orten der oft vergessene Brauch wieder entdeckt. Hargarten feierte 2006 das 15jährige Jubiläum der "Rommelbòòzen"-Umzüge und gleichzeitig den Abschied von der überregional beliebten, aber sehr aufwändigen Veranstaltung.
Inzwischen hat vielerorts der Kürbis die Rommel ersetzt und Halloween den Rommelbòòzenumzug...

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15. und letzter Rommelboozen-Umzug 2006 in Hargarten

Lange bevor sich der Zug der Hexen und Vampire in Bewegung setzte, warteten zahlreiche Besucher bereits auf dem Dorfplatz auf das Ereignis. Der international bekannte Künstler Peter Hackbarth aus Losheim hatte das große Eingangstor zwischen Dorf- und Spielplatz in das Schloss des Grafen Dracula verwandelt. Angeführt von den Haustadter- Tal-Musikanten trafen dann mit beginnender Dämmerung auch die Rommelboozen am Hexenfeuer ein. 40 Hexen und Vampire, Hexenmeister, Graf Dracula, ein Kobold und ein Waldgeist erfreuten Groß und Klein mit Tänzen, Feuerspucken und Feuerzauber.Den krönenden Abschluß bildete ein großes Feuerwerk, das Feuerwerker Thomas Velten aus Saarlouis in der Dunkelheit hoch über dem "Hexenplatz" abbrannte. Über 1000 Gäste von nah und fern waren begeistert - darunter auch die damalige Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.

 

 

 

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Erinnerungen an die Hargarter Rommelboozen-Umzüge
(SZ-Artikel vom 10.10.2022)

HARGARTEN im Oktober 2022:  Als am 10. Oktober 1992, als vor nunmehr genau 30 Jahren der erste Hargarter Rommelboozen-Umzug zum Dorfplatz startete, hätte niemand daran gedacht, dass aus der Idee des Obst- und Gartenbauvereinsvorsitzenden  Herbert Dewes eine langjährige Erfolgsstory würde. Etwa 300 Kinder und fast ebenso viele sie begleitende Erwachsene aus Hargarten sowie der näheren und weiteren Umgebung hatten sich Samstagsabends  eingefunden, um bei Dunkelheit das angekündigte Spektakel zu erleben. Dieses bot dann im Laufe der Jahre  immer mehr an Programm  und wurde zu einem echten Publikumsmagneten. „Als 1992 unser erster Hargarter Rommelboozenumzug ins Leben gerufen wurde, war bei uns von Halloween noch keine Rede. Dieser amerikanische Brauch, über den nur kurz in Kindersendungen berichtet wurde,   kam erst einige Jahre später nach und nach hier auf“, betont der Gemeindeangestellte i.R. Dewes, der kurz nach Ende des 2. Weltkriegs in Hargarten geboren ist  und in seiner Freizeit viel in dem  elterlichen Nebenerwerbslandwirts-Betrieb mithalf. Von daher ist er auch seit Kindertagen eng mit der Rommel (Rübe), die hier hauptsächlich zur Viehfütterung angepflanzt und nach der Ernte in einem großen, abgedeckten Rommeln-Haufen gelagert wurde, vertraut. Ebenso geläufig war ihm aber auch ein anderer beliebter Verwendungszweck der Rübe, denn die Dorfkinder schnitzten daraus ihre schaurigen, innen mit einer flackernden Kerze ausgestatteten  Rommelboozen.   „Deren Ursprung liegt in der Keltenzeit. Die ausgehöhlten  Rüben, aufgestellt vor Haus und Hof, sollten schreckliche Geister, Hexen und alles Böse fernhalten. Später, nach dem Wegfall dieses Aberglaubens, zogen die  Jugendlichen in dunklen, kühlen Herbstabenden  durch die Dörfer, um damit den Kindern  Angst einzuflößen“, erläutert Dewes. Da der Anbau von Rüben im Dorf stark zurückgegangen war,  pflanzte der OGV anfangs selbst solche für seinen besonderen Bedarf. Dies übernahm später ein einheimischer Landwirt. Rund 400 Rüben wurden gepflanzt und konnten von den Kindern kostenlos abgeholt werden.  Nach der damaligen Vorstellung von Dewes gehörten zu einer solchen spektakulären Rommelboozen-Veranstaltung, wie sie ihm vorschwebte,  natürlich auch Hexen und das entsprechende Feuer, was er dann auch umsetzte. So  erinnert er sich: „Wir fingen damals  mit acht Hexen klein an. Geprobt wurde im Saal Wilbois. Klaudia Naumann hatte im ersten Jahr die Proben übernommen, ehe diese dann von meiner Ehefrau Ingrid und später dann von meiner Tochter Kristina, die beide eine große Stütze bei der Organisation waren, in der neuen Weidentalhalle oder in der eigenen Kellergarage fortgesetzt wurden. Der kürzlich verstorbene einheimische Musikus Kurt Minas hatte nicht nur die beiden ersten Hexenlieder komponiert und getextet, sondern spielte auch etliche Jahre bei der Veranstaltung Akkordeon, was dann Wolfgang Puhl übernahm. Da immer mehr Hexen- und Vampirlieder hinzukamen, dauerte auch das Programm länger. Der Umzug mit den leuchtenden Rommelboozen und den toll verkleideten Hexen führte unter den Klängen des Musikvereins Erbringen-Hargarten von der Schule oder der Weidentalhalle zum Dorfplatz. Zwei Jahre lang gehörte auch ein von einem Pferdegespann gezogener Rommelwagen mit Theo Minas als Lenker und Anne Zimmer als Bremserin  dazu, ehe aus Sicherheitsgründen darauf verzichtet wurde. Dennoch wurde die Veranstaltung von Jahr zu Jahr immer größer, wobei aber  großer Wert auf ein kindgerechtes Programm gelegt wurde. Zu den Hexen, deren Besen anfangs von Vereinsmitgliedern selbst aus Primmen (Ginsterzweige)  gefertigt wurden, gesellten sich auch Vampire. Die Gesamtzahl der Hexen und Vampire betrug zwischenzeitlich 30 bis 40 Mädchen im Alter von fünf bis sechzehn Jahren. „Haargarten“-Chefin Anja Mosbach hatte mit ihrem Schmink- und Frisierteam  alle Hände voll zu tun, um vor Beginn des Umzugs die vielen Mädchen in der Weidentalhalle zurechtzumachen. Nachdem der Umzug auf dem Dorfplatz angekommen war, tanzten sie dann unter musikalischen Einspielregie von Daniel und Sabrina  in gespenstischer Manier als Hexen oder Vampire um das von der Feuerwehr, der auch die Verkehrssicherung oblag, aufgebaute, entzündete  und auch unterhaltene prächtige Hexenfeuer. Immer wieder wurden   die jungen Akteurinnen für ihre tollen Darbietungen  mit viel Beifall  bedacht.  Den erhielt auch der Initiator Dewes für seine  Auftritte. „Nachdem ich nach zwei oder drei Jahren die Figur des Hexenmeisters übernahm, musste ich   dann auch  noch den Dracula spielen. Das dazugehörige Feuer-Spucken hatte mir die  bekannte Beckinger  Show-Gruppe  „Magic Artists“ beigebracht“,  berichtet  er und erinnert sich weiter: „Ein Höhepunkt unserer Veranstaltung war auch immer das Straßentheater, zu dessen Ende  ich unter Einbindung der Kinder allerlei Getier (Schlangen,  Ratten, Spinnen usw. aus Gummi) theatralisch mit den Hexen in Gold verwandelte. Dabei mussten auch Ortsvorsteher Ernst Lorenz und „Feuerwehrhauptmann“ Joachim Wagner so manches einstecken. Beim  Abschlusstanz der Hexen und Vampire  ließ ich als Hexenmeister das große Feuer immer mittels Pyrotechnik   in  bunten Farben aufleuchten.“  Die Jäger brannten abschließend noch ein Feuerwerk ab.  Unvergessen ist auch, dass  danach alle Kinder gebackene Rommelboozen erhielten, die von  der Honzrather Bäckerei  Hahn  mittels einer von Ewald Heß  angefertigten Ausstechform  hergestellt  worden waren.  Die Verteilung des in einer Stückzahl von etwa 400 bis 500 hergestellten   wohlschmeckenden Backwerks  übernahmen die Landfrauen. Sie mussten ebenso wie die   Vorstandsfrauen des OGV beim Würstchenverkauf, die Männer an den Bierständen sowie weiteren Helfer die Hände rundgehen lassen und trugen mit zum Erfolg bei. So verging von Jahr zu Jahr  eine  arbeitsreiche, aber, vor allem für die Kinder sehr schöne Zeit.  Diese    ging dann   2006, als der Höhepunkt erreicht und eine Steigerung nicht mehr möglich war,  nach 15 erlebnisreichen Jahren zu Ende. „Wir veranstalteten  damals unseren Jubiläumsumzug. Zu diesem waren einschließlich der Kinder fast 2000 Menschen  aus dem gesamten Saarland, dem Raum Trier und aus Luxemburg gekommen. Ihnen wurde  ein über eine Stunde dauerndes buntes Unterhaltungsprogramm geboten.   Für dieses war eigens ein etwa 6 Meter hohes Dracula-Schloss  errichtet worden, das der Künstler Hackbarth gestaltet hatte.  Aus ihm stiegen in einer gespenstischen Szene, in der ich als Dracula den Balkon betrat,  gut sichtbare Dämpfe hervor.   Zudem ließ ein  Pyrotechniker  ein großes, von Hargarter Gewerbetreibenden gesponsertes  Feuerwerk über dem Dorf aufleuchten“, blickt der immer noch sehr rege OGV-Vorsitzende auf die im Verein und bei Bevölkerung unvergessene Rommelboozen-Zeit zurück. Sein Dank gilt allen, die durch ihre Mitarbeit in den  15  Veranstaltungsjahren dazu beigetragen hatten, dass die damaligen Aktivitäten  zu einem Riesenerfolg wurden, über den die SZ  und der SR  vielfach in großer Aufmachung berichteten.
Text und Fotos: nb

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Weitere Bilder vom Hexenzauber in Hargarten

2005 hatte eine kanadische Besucherin des "Rommelbòòzenumzugs" uns ihre besonders stimmungsvollen Fotos zur Verfügung gestellt:

2004 hatte Oberhexe Synke ihre Getreuen um sich gesammelt:


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