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Ansichtssachen

Grenzfeste

Über Jahrhunderte bestimmte die geographische Lage das Leben in Hargarten. Die zahlreichen Grenzziehungen und -änderungen zwischen Königreichen, Kurfürstentümern, Staaten und auch Dörfern bescherte den Menschen wechselhafte Zugehörigkeiten und wechselnde Ortsgrenzen. Für den Heimat- und Kulturverein sind "Grenzgeschichten" immer wieder Anlass für Recherchen, Restaurierungen, Aktionen und Feste gewesen.

"Tatort Grenzkorrektur" -
eine Geschichtsstunde auf dem Hungerberg im August 2015

Eine kleine Episode in den saarländischen Grenzgeschichten, doch ein gelungenes Lehrstück für alle, die in und um Hargarten leben. So kamen viele Besucher aus den ehemaligen „Grenzorten“ Hargarten und Rimlingen und aus Nachbardörfern am Sonntag, 23. August 2015, zum Wegweiser auf den Hargarter Hungerberg, den Toni Kerber vor einigen Jahren hergestellt hatte. Geschichtliches zur damaligen Grenze zwischen dem „Saargebiet“ und dem „Deutschen Reich“ (1920 – 1935) wurde erklärt, bevor man sich auf den Weg zum "Tatort Grenzkorrektur" machte.

Ein echtes Stück Amtsstube wurde preisgegeben, denn damals machten die Beamten der französischen Grenzkommission in höchstoffiziellen Schreiben darauf aufmerksam, dass die Grenze im Bereich des Feldwegs am Hungerberg auf den Karten falsch eingezeichnet war: es waren gar vier Meter Abweichung auf einer Strecke von 370 Metern...... Herbert Dewes vom HuK erläuterte anhand von Originalunterlagen der französischen Grenzkommission den Grenzverlauf vor und nach der Korrektur:

 

 

 

 

Der Feldweg gehörte demnach nicht mehr zu Hargarten und dem Saargebiet sondern zu Rimlingen und dem Deutschen Reich. Warum, weshalb, wieso diese Korrektur stattfand, ist nicht bekannt. Die Spuren allerdings sind bis heute sichtbar. Der Feldweg am Hungerberg ist auf Hargarter Seite exakt bis zur geänderten Grenze geteert, auf Rimlinger Seite ist er unbefestigt...

Eine kurze Wanderung entlang der Banngrenze führte zur Verbindungsstraße nach Rimlingen, wo die beiden Ortsvorsteher von Hargarten, Thomas Mosbach, und Rimlingen, Björn Kondak, das von Simone Helfen gemaltes Schild „Saargebiet/Deutsches Reich“ symbolisch aufstellten.

 

Grenzkorrektur

Jüngeren und auch vielen „zugewanderten“ Besuchern, war die Existenz dieser einstigen Grenze nicht bekannt. Beim anschließenden Frühschoppen am Wegweiser mit kühlen Getränken, Lyoner und Baguette wurde noch so manche Schmuggelgeschichte aus jener Zeit erzählt - grenzüberschreitend versteht sich!
Fotos:nb

 

 

Potzblitz! Gewitter und Hagel können Hargarter Zöllnerfest im Juni 2010 nicht stoppen!

Mancher auswärtige Autofahrer war irritiert: zwischen Hargarten und Rissenthal ein Schlagbaum! Französische Zöllner und Trikolore-Fahnen überall!Jean-Marie Sollten die Franzosen in einer Nacht- und Nebelaktion das Saarland besetzt haben? Die Hargarter konnten "Entwarnung" geben. Der Zöllner war zwar ein Original-Franzose, Schlagbaum und Fahnen aber nur Attrappen - Dekoration für das erste Hargarter Zöllnerfest, das am 6. Juni 2010 am ehemals echten Zollhaus stattfand. Vom Frühschoppen an war die Stimmung hervorragend - ab Nachmittag kontrollierten die Fest-Zöllner Jean-Marie und Herbért eifrig vor allem jene Besuchergruppen, die wie die Rissenthaler Jugend in Originalkostümen am Schlagbaum ankamen. Zurückgewiesen wurde keiner und so konnten mehrere hundert Gäste bei Quiche Lorraine und Schwenkbraten, bei Zöllner-Bräu und Vin Rouge ein echtes saarländisch-lothringisches Freundschaftsfest feiern. Die Wolkenbrüche am späteren Nachmittag schweissten die Feierwilligen nur noch enger unter den Ständen zusammen, so dass die erste Zwischenbilanz belegt: wenn Hargarter feiern, kann sie nichts und niemand bremsen...

Zoellnerfest2010

Seit jenem denkwürdigen Sonntag im Juni 2010 erinnert eine Tafel an die damalige Grenze zwischen Saargebiet und "Reich", das alte Hargarter Zollhaus...und natürlich das Zöllnerfest!

 

 

 

 

Grenzstreitfest in Hargarten 2007 Mit einem wahrhaft spektakulären Fest erinnerte der Heimat- und Kulturverein an den legendären Streit um die Festl

Wahre Pilgerströme setzten sich am Sonntag, 19. August 2007, vor allem aus Merchingen und Hargarten in den Merchinger Wald in Bewegung. Sie wollten den vom Verein für Heimatkunde Merchingen und dem Heimat- und Kulturverein Hargarten angekündigten Grenzstreitfest beiwohnen. Der Musikverein Merchingen, die Singenden Bauern von dortselbst sowie der Landfrauenchor Hargarten sorgten für den guten Ton, das DRK Merchingen für den Fall der Fälle. Das eigens von der Mettlacher Abteibräu gebraute "Grenzstreit-Bier" floss reichlich durch durstige Kehlen. Hauptprogrammpunkt war die Aufführung des Spektakels um die legendäre Festlegung des Grenzverlaufs zwischen den beiden Orten, die bis 1912 zur Bürgermeisterei Haustadt gehörten und durch den Merchinger Wald getrennt waren.

Vor etwa 175 Jahren - so die Überlieferung - schwelte ein Streit zwischen den Dörfern um die Grenze. Die Ortsbürgermeister Nikolaus Otto und Jakob Breit tagten mit ihren Räten gemeinsam, aber ergebnislos in den Gastwirtschaften "Zum Blütental", Merchingen, und "Wilbois", Hargarten, wo auch Amtsbürgermeister Jean Dilschneider zugegen war. Dieser machte schließlich den Vorschlag, dass beide Ortsbürgermeister am Sonntag, 1. April 1832, jeweils beim ersten Hahnenschrei in der Frühe losgehen sollten. Und dort, wo man sich treffen würde, werde der Grenzverlauf festgelegt. Die Merchinger heckten jedoch eine List aus: Feldschütz Paul Ackermann machte sich in Absrpache mit dem Merchinger Bürgermeister am Vorabend auf den Weg nach Hargarten. Im Gepäck führte er Schnaps und Brot mit. Daraus bereitete er einen Leckerbissen, den er dem Hahn des Hargarter Ortsbürgermeisters kredenzte. Während also der stolze Hahn des Merchinger Ortsbürgermeisters bei Morgengrauen pflichtbewußt krähte - letzterer sich flugs auf den Weg machte, rührte sich im Hühnerstall des Hargarter Amtsbruders ... nichts! Der Hahn krähte erst verspätet und erbärmlich als die Hühner längst gackerten. Nikolaus Otto sprang in Hose und Stiefel und rannte, was das Zeug hielt los - schließlich ging es um das territoriale Schicksal Hargartens! Schon im heutigen Merchinger Wald kam ihm allerdings bereits sein Merchinger Amtskollege Jakob Breit entgegen - also wurde dort die Banngrenze festgelegt.

Herbert Dewes vom Heimat- und Kulturverein Hargarten hat aus dieser Legende ein tolles Spektakel gemacht. Als "königlich-preußischer Katasterbeamter" protokollierte er das damalige Geschehen und tat es den Zuschauern kund. Als Ortsbürgermeister fungierten die beiden Ortsvorsteher anno 2007 Robert Schomers (Hargarten) und Helmut Hoff (Merchingen), die mit stolzen Hähnen auf dem Arm aufeinander trafen. Bärtige Zeugen des Geschehens waren wieder einmal Heinz Lauer und Wolfgang Becker als Holzhauer.

PS: Die (Un-)Wahrheit der Geschichte soll 30 Jahre nach diesem denkwürdigen Tag ans Licht der nordsaarländischen Welt gekommen sein, als ein Neffe des Merchinger Feldschützes ein (wie immer) hübsches Hargarter Mädchen heiratete und diesem die List beichtete (über die Konsequenzen schweigt die Chronik)...Trotz alldem: "Die Bevölkerung beider Orte lebt seitdem friedlich nebeneinander und kann auch, wie heute hier auf diesem herrlichen Platz, bestens miteinander feiern!", konstatierte der "königlich-preußische Beamte" Herbert Dewes abschließend unter großem Beifall. Und die beiden Vereinsvorsitzenden Christina Annen und Helmut Lubitz wollen sich den Vorschlag des Merziger Beigeordneten Schrader durch den Kopf gehen lassen, dieses Fest auch weiterhin zu feiern. Auch der spätere Regen konnte die Stimmung kaum trüben ... und wenn sie schlussendlich nicht doch hätten gehen müssen, würden einige noch heute feiern........

Text & Fotos:nb

 

Grenzsteinfest 2005

Alte Grenzsteine markieren seit Ende des 18. Jahrhunderts zum Teil heute noch die frühere Grenze zwischen dem Kurfürstentum Kurtrier und dem Königreich Frankreich. Einer dieser jeweils über eine Tonne schweren Sandsteine steht an der Landstraße zwischen Hargarten und Brotdorf, an der Banngrenze zu Bachem. Allerdings wurde er beim Bau dieser Strasse "umgesetzt" und wies seither in die falsche Richtung. Dem 2. Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins (HKV), Herbert Dewes, lag dieser Stein schon lange am Herzen und er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Missgeschick zu berichtigen und die Bedeutung des Steines nachhaltig in Erinnerung zu rufen. Nachdem der Stein unter Mithilfe des Beckinger Bauhofes gehoben und gedreht worden war, hatten Norbert Neisius und Josef Rein eine zum Schutz vor weiterer Verwitterung notwendige Restaurierung vorgenommen. Nach der Fertigstellung feierten die Hargarter dort am 28.Mai 2005 ein großes Grenzsteinfest.

Zu dem Event hatte der Heimat- und Kulturverein Hargarten eingeladen. Es war zugleich der Abschluss der ersten und erfolgreichen Beckinger Wanderwoche. HKV-Vorsitzender Helmut Lubitz konnte trotz sengender Hitze eine grosse Besucherschar auf dem Hargarter Berg begrüssen, darunter als Gäste Bürgermeister Erhard Seger, den Beigeordneten Bobby Brandstätter, die Ortsvorsteher Ernst Lorenz (Hargarten) und Frank (Bachem), Ratsmitglieder, Bierkönigin Desirée und Vertreter benachbarter Vereine.

Vereinsvorsitzender Helmut Lubitz dankte allen, die zur Erhaltung des Steines und zum Gelingen des Events ihr Beitrag geleistet hatten. „Es war eine ganz schöne Arbeit, diesen Stein wieder zu renovieren“, meinte er. Dann kündigte er einen Auftritt kurtrierischer und französischer Grenzsoldaten an. Böller krachten und der 95jährige Musikus Alfons Friedrich untermalte mit Trommelwirbeln das Geschehen, zu dem die langbärtigen kurtrierschen Grenzsoldaten Heinz Lauer (Brotdorf) und Wolfgang Becker (Merzig) sowie ihre schnauzbärtigen "französischen" Kollegen Herbert Dewes und Jean Marie in bunten Uniformen der damaligen Zeit mit Säbeln und Fahnen aus einer Schlucht vom Bachemer Bann auftauchten.
„Ist euch bewusst, dass ihr einen illegalen Grenzübertritt begangen habt - und wer ist hierfür verantwortlich?“ fragte Dewes und teste dann in einem Rollenspiel das Wissen von Helmut Lubitz und Norbert John über die Bedeutung des Steins und seiner Geschichte. Bürgermeister Erhard Seger bat darum, die historischen Grenzsteine nicht zu entfernen und sonstwo aufzustellen, sondern dort zu belassen, wo sie immer gestanden haben. Sie seien da, um sich der Vergangenheit zu besinnen. Für die Zukunft sollte jedoch, weg von in manchen Köpfen noch vorhandenen Grenzen, das Gemeinsame betont werden. „Dies ist heute eine schöne Veranstaltung zum Ende unserer Wanderwoche“, betonte der Bürgermeister. Gemeinsam wurde eine Tafel, die Vorbeifahrende an die historische Grenze erinnern soll, enthüllt.
In Anbetracht der einstigen Zugehörigkeit Hargartens zur Abtei Mettlach und heutigen engen Bindung zur Abtei-Brauerei, liess dann Brauerei-Chefin und Mitbürgerin Karin Fell kräftig Freibier fliessen. Anschliessend wurde im Gasthaus Wilbois ein französischer Abend gefeiert, bei dem Madame Fatale (Daniela Rössler) mit ihren deutschen und französischen Liedern begeisterte.

Zum geschichtlichen Hintergrund der Grenzsteine
Grenzsteine aus dem Jahre 1779 sind bis heute steinerne Zeugen des Verlaufs der einstigen Grenze, die von der Saar zwischen Saarhölzbach und Saarfels als natürliche Flussgrenze und dann als Landgrenze zum grossen Teil durch das heutige Naturschutzgebiet Wolferskopf verlief. Sie zog sich über eine Länge von 18 Kilometer entlang der heute noch gültigen Bann- und Gemeindegrenzen von Saarfels bis zum Ende des Haustadter Banns, den Bann von Merchingen umschliessend, über den Gipsberg bis an den Bann Rimlingen. Diese Grenze kam nach sechsjährigen schwierigen Verhandlungen durch den kurtrierisch-französischen Grenzbereinigungsvertrag zustande. Seine Ratifizierung erfolgte am 31. August 1778 durch den Kurfürst von Trier Clemens Wenzeslaus und am 18. September 1778 durch den französischen König Ludwig XVI. Von Landmesser Coster aus Merzig wurde sie im Jahre 1779 mit 137 grossen, 1,25 Tonnen schweren Sandsteinen, die überwiegend aus den umliegenden Steinbrüchen gewonnen wurden, markiert.
Die 45/45 cm geviert messenden Steine tragen auf der einen Seite das kurtrierische Kreuz im Wappenfeld, auf der gegenüberliegenden Seite die französische Lilie, auf der dritten Seite die fortlaufende Nummer und auf der vierten Seite jeder zehnte Stein die Jahreszahl 1779. Auf der Oberseite ist eine etwa 1 cm tiefe Rille eingemeisselt, die sogenannte Weisung, die den Grenzverlauf anzeigt.

Text:nb und wney- Fotos:wney

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